sardinien-forum.org

Ich höre und lese derzeit sehr viel Negatives über die nicht vorhandene Hilfe seitens EU und vor allem auch Deutschlands. Giuseppe Conte hat sich auch in den deutschen Medien in einem Interview dazu geäußert und diese Meinung vertreten. Vor allem hängt man sich in Italien (und auch Sardinien) daran auf, dass die nördlichen EU -Länder (allen voran Deutschland) gegen die sogenannten Corona -Bonds sind (sie seien nichts anderes als die vor der Krise schon vehement abgelehnten Eurobonds). Aber laut Conte sind das alte Regeln, die in einer solchen tiefgreifenden Situation nicht mehr gelten sollten. Im Gegenteil, jetzt könnte sich die EU auf eine Weise präsentieren, wie sie von den Vätern der Gemeinschaft gedacht gewesen sei - solidarisch!
Neuerdings werden sogar Informationen auf Social Media verbreitet, die Konsumenten von Produkten deutscher Firmen abhalten sollen, solche zu kaufen ('der Verbraucher hat es in der Hand') mit einer Liste der einschlägigen Unternehmen und deren Produkten.

Die Anti-EU-Stimmung ist ja nicht neu, sondern wird seit Jahren von der Lega, den Meloni-Faschisten und Teilen der 5-Sterne geschürt.
Festzustellen ist derzeit aber, dass die EU sich wegduckt, und auch die einzelnen Staaten nur an sich selbst denken. Egoismus und Nationalismus, auch Entdemokratisierung dominieren.

Ich halte weder etwas von Stimmungsmache noch von Allgemeinplätzen.
Habt ihr euch denn schon mal etwas ausführlicher mit Corona- oder Eurobonds beschäftigt? Und mit den Alternativen dazu, die es sehr wohl gibt (ESM und EIB) und die u. a. von Deutschland favorisiert werden?
Hier zwei aktuelle erklärende Artikel dazu, die ich auf die Schnelle gefunden habe:
https://www.merkur.de/wirtschaft/corona ... 36155.html
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 02556.html
Zitate daraus:
- zum Corona-Bond: "„Deutschland würde in voller Höhe für den Umfang jeder so begebenen Anleihe anderer Mitgliedstaaten haften, ohne auch nur ein kleines Wörtchen bei der Finanzpolitik des jeweiligen Landes mitreden zu können“, argumentiert der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld.""
- "Das Kapital des ESM wurde anteilig von den einzelnen Euromitgliedern bereitgestellt, sie haften nur für ihren Kapitalbeitrag.
Eine gemeinsame Schuldenaufnahme von EU-Mitgliedern gibt es bislang nicht. Sie könnte auch auf hohe rechtliche Hürden stoßen, zumal die Finanzierung einzelner EU-Mitglieder durch andere nach den EU-Verträgen nicht gestattet ist."

Aber lest bitte die kompletten Artikel. Deutschland als unsolidarisch anzuprangern, weil es vorhandene Hilfsmöglichkeiten bevorzugt, die keinen Freifahrtschein für die Finanzpolitik der betroffenen Länder bedeuten, wie Conte es gern hätte, ist in meinen Augen sehr fragwürdig.

Ich kenne die Fakten, ich habe lediglich die Sichtweise vieler Italiener hier darstellen wollen, und was die Medien, auch seriöse, und nicht nur FB Kommentare, von sich geben.
Geht auch aus der Überschrift hervor.

Luna sarda hat geschrieben: ↑01.04.2020, 15:29 Ich kenne die Fakten, ich habe lediglich die Sichtweise vieler Italiener hier darstellen wollen, und was die Medien, auch seriöse, und nicht nur FB Kommentare, von sich geben.
Geht auch aus der Überschrift hervor.

ja, so hatte ich das auch verstanden

@Karin ich bin voll Deiner Meinung

Sorry, Luna sarda, irgendwie ging mir die Überschrift beim weiteren Lesen verloren.... Danke für deine Klarstellung.

Zur Zeit regt es mich sowieso sehr auf, dass Italien das echte Leid so vieler italienischer Menschen dazu missbraucht, auf politischer Ebene größtmögliche Ansprüche zu stellen und mittels falscher Unterstellungen die moralische Keule gegen die EU und insbesondere Deutschland zu schwingen.

Habe gerade ein Video bekommen, auf dem zu sehen ist, wie ein italienischer Bürgermeister am Rathaus die Europaflagge einrollt und zusammenbindet - dabei fordert er andere Kollegen auf, es ihm gleich zu tun. Sie soll erst wieder flattern, wenn sich die EU solidarischer mit Italien zeigt.