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Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 10:07
von Su Corvu
Laut einer Untersuchung der sardischen Handwerkskammer aus dem Jahr 2023 fehlen 8.000 Auszubildende. Insgesamt blieben 42% der Stellen für qualifizierte Handwerker unbesetzt, das sind 64.170 Arbeitsplätze. Insbesondere mangelt es an Schreinern und Wasserinstallateuren. (L'Unione Sarda, 21.3.24)
Und das bei einer statistischen Jugendarbeitslosigkeit von über 50%! Über die Gründe kann man nur spekulieren, ein Faktor ist sicherlich die Schwarzarbeit, die ja in der Arbeitslosenquote nicht auftaucht.

Re: Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 10:38
von Carlo
Hier geht es ja vor allem um Jugendliche. Es gibt sicher nicht „den Grund“ für das Nachwuchsproblem. Wir haben diese Diskussion häufig mit den Jugendlichen in unseren befreundeten sardischen Familien. Ein Argument hören wir ab und an: „Wir arbeiten lieber 6 Monate während der Saison im touristischen Bereich als 12 Monate mit einigen Wochen Urlaub. Mit einer Wiedereinstellungszusage für die Saison im darauf folgenden Jahr bekommen wir von der Region 6 Monate Überbrückungsgeld, damit stellen wir uns nicht schlechter als mit einem festen Job.“ Diese Einstellung mag sich mit dem Alter ändern, aber für die 16-20 Jährigen scheint das eine attraktive Alternative zu sein.

Gruß Carlo

Re: Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 11:08
von Karin
Carlo hat geschrieben: 21.03.2024, 10:38 Mit einer Wiedereinstellungszusage für die Saison im darauf folgenden Jahr bekommen wir von der Region 6 Monate Überbrückungsgeld, damit stellen wir uns nicht schlechter als mit einem festen Job.
Das erklärt natürlich einiges. Tauchen diejenigen denn während der Zahlung des Überbrückungsgeldes in der Arbeitslosenstatistik auf? Oder sind das zusäzliche Nichtarbeitende während des Winterhalbjahres?

Re: Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 11:41
von Carlo
Das weiss ich nicht.

Gruss Carlo

Re: Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 13:10
von Su Corvu
Das mit dem "Überbrückungsgeld" ist mir neu. Ich kenne nur bei Entlassungen die "Cassa d'integrazione", eine Art Arbeitslosengeld, das gibt es aber nur nach einem regulären Arbeitsverhältnis. Die saisonalen Arbeitsplätze im Tourismusbereich, der Gastronomie vor allem, sind oft nicht legal u. daher sind die Beschäftigten dann nicht sozialversichert. In dem Fall wird es keine staatlichen Beihilfen geben.
Wie dem auch immer sei, der Widerspruch zwischen Arbeitskräftemangel u. hoher Jugendarbeitslosigkeit ist erklärungsbedürftig.
Unsre persönlichen Erfahrungen sind so: Viele Arbeitsfähige, die keine feste Stelle, aber Arbeit haben, jammern, aber wenn wir einen Handwerker brauchen, werden wir immer wieder vertröstet. Da hilft es nur, wenn wir auf jemanden aus der Familie oder Verwandtschaft zurück greifen können.

Re: Gravierender Facharbeitermangel im Handwerk

Verfasst: 21.03.2024, 16:23
von Salamaghe
Ich kenne auch nur das Arbeitslosengeld und das ist gestaffelt. Wenn es nicht wieder geändert wurde, was hier oft passiert, muss man mindestens.ein halbes Jahr gearbeitet haben, dann bekommt man ca.4 Monate Arbeitslosengeld. Davon kann man aber keine Miete, Nebenkosten ect. bezahlen. Daher muss man sich schon was von dem erarbeitenen eine kleine Rücklage schaffen. Daher wohnen ja die meisten jungen Leute noch bei den Eltern, dann geht es. Ob das ein besseres Leben ist, ich weiß ja nicht.
Wir kennen Leute, da sind die Kinder auf dem Festland, in Norditalien. Dort haben sie das ganze Jahr Arbeit.
Die Handwerker die wir kennen, stöhnen da sie so viel Arbeit haben und kommen kaum nach, aber es wird kaum jemand eingestellt. Es ist es wie Günther schreibt, dass lieber auf die Familie/ Freunde zurück gegriffen wird.