"Die Eisdiele" in Deutschland
Verfasst: 02.07.2020, 17:06
Gelato für Duisburg
Mit jeder Kugel Eis verkaufen sie einen Moment Dolce Vita: Seit 52 Jahren bedienen die Savianes die deutsche Italiensehnsucht im Ruhrgebiet. Ein Besuch im Eiscafé Romeo Von Juliane Frisse
Juliane Frisses Bericht im "ZEIT-MAGAZIN" ist fast eine kleine volkskundliche Studie zur Geschichte einer Auswandererfamilie Ende der 1950er Jahre.
"Sein Vater Romeo, von dem er das Eiscafé übernommen hat, stammt aus Tambre, einem Dorf am südöstlichen Rand der Dolomiten. Die Region gilt als Heimat der Gelatieri, denn von hier, aus dem Zoldotal, kamen die Besitzer der ersten Eisdielen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland entstanden. Ganz so lang reicht die Eismachertradition in der Familie Saviane nicht zurück. Bevor Romeo Saviane 1958 nach Deutschland kam, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, hatte er in Tambre als Holzfäller gearbeitet, so wie sein Vater. Die Bundesrepublik warb damals seit gut zwei Jahren um italienische Arbeitskräfte, die beim Wirtschaftswunder mithelfen sollten. Der 16-jährige Romeo stieg in einen Zug Richtung Essen. Doch im Ruhrgebiet ging es für ihn nicht in die Zeche oder ins Stahlwerk, so wie für viele andere Italiener, sondern ins Eiscafé. Romeo aus der Region der Eismacher wollte ausgerechnet im Pott das Handwerk der Gelatieri lernen: Ein Bekannter aus der Heimat führte in Essen den Eissalon Toscani und suchte nach neuen Mitarbeitern. Romeos Chance"
https://www.zeit.de/zeit-magazin/essen- ... burg-romeo
Was kaum jemand weiß: Lange bevor die ersten italienischen Pizzerien Mitte der 1960er Jahre in Westberlin öffneten, waren die Eisdielen da. Die italienischen Eisdielen in Deutschland verdanken ihre Entstehung einem besonderen Strom der Arbeitsemigration zum Anfang des 20. Jahrhunderts. In Deutschland gibt es heute rund 3300 von italienischen "Gelatieri" (oder deren Nachfahren) betriebene Eisdielen, die Auswanderer kamen ursprünglich aus einem abgelegenen Tal in der Provinz Belluno in den Dolomiten, daher auch der Name "Dolomiti" mancher Eisdiele. Der Grund für die Emigration war die um 1850 herrschenden Armut der dortigen Bevölkerung. "Viele gingen nach Österreich und in der Weimarer Zeit auch nach Deutschland, wo ab den späten 1920er-Jahren die Eisdiele zum Bestandteil der gastronomischen Stadtkultur wurde" (Wikipedia).
"Unsere" Eisdiele in der Altstadt von Mainz gehörte allerdings einer sardischen Familie, die war aber bereits total assimiliert, als meine Frau auf Sardisch bestellte, kam die Antwort auf Deutsch.
Mit jeder Kugel Eis verkaufen sie einen Moment Dolce Vita: Seit 52 Jahren bedienen die Savianes die deutsche Italiensehnsucht im Ruhrgebiet. Ein Besuch im Eiscafé Romeo Von Juliane Frisse
Juliane Frisses Bericht im "ZEIT-MAGAZIN" ist fast eine kleine volkskundliche Studie zur Geschichte einer Auswandererfamilie Ende der 1950er Jahre.
"Sein Vater Romeo, von dem er das Eiscafé übernommen hat, stammt aus Tambre, einem Dorf am südöstlichen Rand der Dolomiten. Die Region gilt als Heimat der Gelatieri, denn von hier, aus dem Zoldotal, kamen die Besitzer der ersten Eisdielen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland entstanden. Ganz so lang reicht die Eismachertradition in der Familie Saviane nicht zurück. Bevor Romeo Saviane 1958 nach Deutschland kam, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, hatte er in Tambre als Holzfäller gearbeitet, so wie sein Vater. Die Bundesrepublik warb damals seit gut zwei Jahren um italienische Arbeitskräfte, die beim Wirtschaftswunder mithelfen sollten. Der 16-jährige Romeo stieg in einen Zug Richtung Essen. Doch im Ruhrgebiet ging es für ihn nicht in die Zeche oder ins Stahlwerk, so wie für viele andere Italiener, sondern ins Eiscafé. Romeo aus der Region der Eismacher wollte ausgerechnet im Pott das Handwerk der Gelatieri lernen: Ein Bekannter aus der Heimat führte in Essen den Eissalon Toscani und suchte nach neuen Mitarbeitern. Romeos Chance"
https://www.zeit.de/zeit-magazin/essen- ... burg-romeo
Was kaum jemand weiß: Lange bevor die ersten italienischen Pizzerien Mitte der 1960er Jahre in Westberlin öffneten, waren die Eisdielen da. Die italienischen Eisdielen in Deutschland verdanken ihre Entstehung einem besonderen Strom der Arbeitsemigration zum Anfang des 20. Jahrhunderts. In Deutschland gibt es heute rund 3300 von italienischen "Gelatieri" (oder deren Nachfahren) betriebene Eisdielen, die Auswanderer kamen ursprünglich aus einem abgelegenen Tal in der Provinz Belluno in den Dolomiten, daher auch der Name "Dolomiti" mancher Eisdiele. Der Grund für die Emigration war die um 1850 herrschenden Armut der dortigen Bevölkerung. "Viele gingen nach Österreich und in der Weimarer Zeit auch nach Deutschland, wo ab den späten 1920er-Jahren die Eisdiele zum Bestandteil der gastronomischen Stadtkultur wurde" (Wikipedia).
"Unsere" Eisdiele in der Altstadt von Mainz gehörte allerdings einer sardischen Familie, die war aber bereits total assimiliert, als meine Frau auf Sardisch bestellte, kam die Antwort auf Deutsch.