"Circo Sardo" schließt für immer!

[Su Corvu]

Der traditionsreiche älteste und letzte sardische Zirkus, der 1954 gegründete "Circo Sardo" schließt für immer. In einem Brief an den Präsidenten der Region, Solinas, schreibt der Direktor "Wir sind im Stich gelassen worden, alle unsere Anträge auf Unterstützung in dieser Krise blieben ohne Antwort" (La Nuova, 13.6.20).

Klar, nicht nur in Italien gelten kulturelle Unternehmen als nicht "systemrelevant". Ich sage nur "Vergogna", eine Schande! Meine Frau erinnert sich noch an die Gastspiele des Zirkus in ihrer Kindheit im Dorf.

[Luna sarda]

Wenn ein Zirkus heute noch mit Tieren auftritt, hat er eh schon verloren, da es so viele Gegner gibt, unter Tierschützern sowieso. Beim Zirkus verstehe ich das noch, aber inzwischen gehen die auch schon gegen zoologische Gärten vor, obwohl gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten soviel in naturähnliche und größere Gehege investiert worden ist.

[Su Corvu]

Die Frage der Tier-Vorführungen ist in der Tat prekär. Aber ein klassischer Zirkus bietet doch viel mehr, nicht nur gestern, sondern auch heute. Auf Sardinien gab es für die Kinder in den 1950er u. 60er Jahren kein Fernsehen und auf dem Land auch kein Kino und Theater. Ihre Freizeit mussten sie selbst gestalten, in der Natur und auf der Straße. Ein Zirkus war da doch eine Riesenattraktion, die weite Artisten-Welt kam ins Dorf! Und für heutige Kinder und Jugendliche ein Erlebnis außerhalb des Virtuellen.

Mit dem "Circo Sardo" hat damals übrigens Fellini zusammengerabeitet.